Pierre-Henri Raphanel: Bugatti Pilote Officiel
Molsheim
Dank seiner Rennfahrerkarriere, die mit der Formel 1 und dem 24-Stunden-Rennen von Le Mans ihren Höhepunkt erreichte, versteht Pierre-Henri Raphanel genau, wie man pure Kraft, außerordentliche Performance und hohe Geschwindigkeiten unter Druck kontrolliert. Diese langjährige Erfahrung und sein umfassendes Expertenwissen setzt er seit 2005 für Bugatti ein, als er der erste – und damals einzige – Pilote Officiel der Marke wurde.
„Ich wusste schon immer, dass ich für ein Leben auf der Rennstrecke und hinter dem Lenkrad bestimmt war“, sagt Pierre-Henri. „Ich fing mit dem Kartsport an und wusste schon in jungen Jahren, dass ich eine Karriere im Motorsport anstreben wollte.“
Zum Rennfahren bestimmt
Pierre-Henri ist in seiner Leidenschaft für den Rennsport nicht aufzuhalten. Frühe Erfahrungen machte er im Alter von 13 Jahren bei seinem ersten Kartrennen. Mit seinem fokussierten Verstand und seinem natürlichen Talent etablierte sich Pierre-Henri schnell in der Kartszene und feierte große Erfolge. Er gewann die französische Meisterschaft und belegte bei den Weltmeisterschaften einen Platz unter den Top 6 – häufig gegen Konkurrenten, die älter waren und wesentlich mehr Erfahrung auf der Rennstrecke hatten.
Mit der bedingungslosen Unterstützung seiner Eltern waren die ersten Jahre im Kartsport für die Raphanels ein echtes Familienabenteuer. Die gesamte Familie, ursprünglich aus Südfrankreich stammend, opferte gerne die Wochenenden, um durch das ganze Land zu reisen und an einigen der berühmtesten Rennen teilzunehmen.
Nachdem er den Kartsport bis zu seinem 21. Lebensjahr dominiert hatte, war Pierre-Henri bereit für eine neue Herausforderung.
Die Formel Renault winkte, gefolgt von Saisons in der Formel 3000 und der Formel 3, wo er die französische Meisterschaft gewann, einschließlich des Sieges beim F3-Grand Prix von Monaco in jener Saison. Die enorme Geschwindigkeit, die Pierre-Henri an den Tag legte, verhalf ihm zum Aufstieg der Formel 1, dem elitärsten Motorsport der Welt. 1989 erfüllte sich Pierre-Henri den Traum eines jeden Rennfahrers: Er fuhr beim GP von Monaco in der Formel 1 auf der Rennstrecke von Monte Carlo.
Nachdem er diesen Höhepunkt des Motorsports erreicht hatte – obwohl er während des Rennens leider mit einem Getriebeproblem aufgeben musste – suchte Pierre-Henri eine neue Herausforderung und brachte seine Fähigkeiten in die Welt der Langstreckenrennen ein, darunter die 24 Stunden von Le Mans und die Japan Championship GT-Serie. In 14 Rennen bei den 24 Stunden von Le Mans – dem bedeutendsten Langstreckenrennen der Welt – holte Pierre-Henri mit seinen Beifahrern drei Podiumsplätze und einen Klassensieg.
Anfang der 2000er Jahre hörte Pierre-Henri mit dem kompetitiven Rennsport auf. Er war bereit, den nächsten Schritt in seiner Karriere zu machen und seine Fähigkeiten, sein Wissen und seine Leidenschaft für ein neues Projekt einzusetzen, das die Automobilindustrie revolutionieren sollte. „Der Punkt, an dem ich mit dem Rennsport aufhörte, fühlte sich wie ein natürliches Ende dieser wichtigen Ära an – ich empfand weder Frustration noch Bitterkeit. Als sich dieses Kapitel schloss, wurde ein neues aufregendes Kapitel aufgeschlagen“, fügt er hinzu.
Das Bugatti Kapitel
Tatsächlich begann für ihn ein neues Kapitel, als Pierre-Henri 2005 einen unerwarteten Anruf erhielt, der seine berufliche Laufbahn für immer veränderte: „Es war Thomas Bscher - ich hatte seit gut sieben Jahren nichts mehr von ihm gehört, seit wir uns bei einem Gentlemen’s Drivers Event zum ersten Mal getroffen hatten“, erinnert er sich. Thomas Bscher, der zu dieser Zeit der Präsident von Bugatti war, beaufsichtigte die Vorserienentwicklung eines Autos, das zu einer modernen Automobilikone werden sollte: der Veyron.
„Er lud mich nach Molsheim ein, um einer kleinen Gruppe von Menschen den Veyron zu präsentieren. Man bedenke: Zu dieser Zeit war noch nicht viel über die Wiederbelebung der Marke Bugatti und diesen brandneuen Supersportwagen bekannt. Natürlich wollte ich mehr erfahren, also nahm ich die Einladung von Thomas gerne an und reiste ins Elsass.“
Aber was Pierre-Henri an diesem Tag in Molsheim sah, wird ihm für immer im Gedächtnis bleiben und entfachte seine nächste neue Liebe – die zu Bugatti.
„Der Veyron war absolut atemberaubend. Er war – und ist es immer noch – anders als alles andere in der Automobilwelt. Ich war absolut fasziniert von dem Fahrzeug und der Marke. Ich erinnere mich, dass ich nicht aus dem Auto aussteigen wollte – ich blieb buchstäblich sieben Stunden am Stück darin sitzen, so beeindruckt war ich. In diesem Moment wusste ich einfach, dass ich bei diesem unglaublichen Abenteuer dabei sein wollte.“
Der erste Pilote Officiel
Von diesem Moment an machte Bugatti Pierre-Henri zu seinem alleinigen Pilote Officiel, der die Marke repräsentieren und den Kunden auf der ganzen Welt dieses neue Automobil und seine Wunder präsentieren sollte.
Christophe Piochon, Präsident von Bugatti Automobiles, sagte: „Mit der Einführung des Veyron im Jahr 2005 betrat Bugatti eine Welt der Kraft und Geschwindigkeit, die kein anderer Automobilhersteller zuvor erkundet hatte. Wir mussten sicherstellen, dass wir nicht nur einen äußerst talentierten Fahrer hatten, der uns dabei helfen konnte, unseren Kunden alle Fähigkeiten des Fahrzeugs zu demonstrieren, sondern der auch die technischen Innovationen verständlich erklären und mit Leidenschaft die Geschichte der Marke Bugatti erzählen konnte. Schon bei seiner ersten Begegnung mit dem Veyron hat Pierre-Henri die Vision unserer Autos sofort verstanden und ist seitdem der perfekte Botschafter für Bugatti.“
Es ist eine Rolle, auf die Pierre auch heute, rund 18 Jahre nach seiner Ernennung, noch sehr stolz ist. „Im Unterschied zu anderen Automobilherstellern auf der Welt ist bei Bugatti jedes neue Modell wirklich noch außergewöhnlicher als das vorherige – und Sie können mir glauben, dass ich mir nie hätte vorstellen können, das zu sagen, als ich 2005 zum ersten Mal den Veyron gesehen habe. Für mich war der Veyron damals der absolute Höhepunkt, aber es gehört zum Ethos und zur DNA von Bugatti, die Grenzen immer wieder zu verschieben, und genau das hat die Marke nach dem Veyron mit der Chiron¹-Familie getan. Teil von etwas so Seltenem und Magischem zu sein, ist etwas, wovon ich nicht einmal träumen konnte.“
Trotz seiner langen Karriere bei Bugatti ist Pierre-Henri immer wieder beeindruckt, wie die Hypersportwagen der Marke auf brillante Weise gegensätzliche Attribute sowie emotionale und technische Eigenschaften in Einklang bringen, die auf den ersten Blick unmöglich auf einem solchen Niveau kombiniert werden können: „Der Veyron – und jetzt auch der Chiron – sind von einzigartiger Schönheit, aber diese Leichtigkeit wird durch eine starke Persönlichkeit verstärkt, die sich aus der unvergleichlichen Kraft und Leistung ergibt. Ich nenne die Autos von Bugatti gerne ‘Die Schöne und das Biest’, um auszudrücken, wie perfekt sie die Balance zwischen Leistung und Agilität, zwischen Kraft und Komfort und zwischen einzigartiger Geräuschkulisse und luxuriöser Innenraumakustik halten. Das Savoir-faire von Bugatti besteht darin, all diese verschiedenen Facetten – und noch viel mehr – in einem einzigen Auto zu vereinen, ganz gleich, ob es mit 20 km/h unterwegs ist oder zu extremen Geschwindigkeiten getrieben wird.“
Und Pierre-Henri weiß, wie es sich anfühlt, sowohl die Schönheit zu schätzen, als auch das Biest in diesen Fahrzeugen zu finden. Im Juli 2010 wurde er damit betraut, seinen Namen für immer mit der Marke Bugatti zu verbinden, als er den Bugatti Veyron Super Sport im niedersächsischen Ehra-Lessien zu einer Weltrekord-Höchstgeschwindigkeit von 431,072 km/h führte.
„Auch nach 18 unglaublichen Jahren mit der Marke kann ich mich immer noch nicht an das Gefühl gewöhnen, das nur ein Bugatti vermitteln kann – und ich bin mir sicher, dass ich das auch nie tun werde. Unvergessliche Erinnerungen zu schaffen, einmalige Momente mit Menschen aus aller Welt zu teilen – mit Kunden und Enthusiasten der Marke – ist ein Teil der Geschichte, die Bugatti zu einer Marke macht, die mit keiner anderen Marke der Welt vergleichbar ist. Ich liebe es, diesen Menschen nicht nur die unglaublichen Fahreigenschaften eines Bugatti zu vermitteln, sondern auch die unvergleichliche Geschichte und Handwerkskunst hinter der Marke.“
„Egal, wo sich ein Bugatti befindet – auf einem Bergpass in den Alpen, auf einer Rennstrecke im Nahen Osten, bei einer Tour durch die Tokio oder bei einem Abenteuer im kalifornischen Weinbaugebiet – er wird immer eine perfekte Figur machen. Das ist das kompromisslose Ethos, das die Exzellenz der Marke seit ihrer Gründung durch Ettore Bugatti unterstreicht. Und tief in meinem Herzen ist es etwas, das mich persönlich sehr bewegt: Bugatti steht nicht nur für die elegantesten und leistungsstärksten Hypersportwagen der Welt, sondern auch für eine Marke mit einem großen und vielfältigen Erbe, das das Team in Molsheim jeden Tag in Ehren hält.“
Im Jahr 2011 wurde Pierre-Henris Rolle durch den Eintritt einer weiteren Motorsportlegende in die Marke komplettiert: Andy Wallace wurde der zweite Pilote Officiel von Bugatti.
„Ich habe 10.000 verschiedene Fahrten mit fast ebenso vielen Menschen erlebt und dabei Tausende von Erlebnissen mit Bugatti geschaffen, die für immer in Erinnerung bleiben werden. Während wir ein neues und aufregendes Kapitel für die Marke aufschlagen, werden wir neue Erinnerungen schaffen, die mit nichts anderem in der Welt des Automobils vergleichbar sein werden. Teil dieser Reise zu sein, bedeutet für mich, dass ich weiterhin meinen Traum lebe“, schließt Pierre-Henri auf die Frage nach der Zukunft der Marke.