
Vom Traum zur Realität: Wie Chassis 5.0 Die Legende des Veyron formte

Ein Fahrzeug, das auf der Rennstrecke ungezügelte Leistung entfesseln und am Abend eine sanfte Fahrt zur Oper bieten konnte. Ein nie dagewesenes Fahrzeugkonzept – das Hypercar – mit über 1.000 PS, das alle bekannten Grenzen des Automobilbaus und -designs sprengte. Das war der Traum von Prof. Dr. Ferdinand Karl Piëch – einem visionären Ingenieur, der entschlossen war, die Möglichkeiten des Automobils neu zu definieren.








Viele hielten es für unmöglich, ein technisch so fortschrittliches Fahrzeug zu entwickeln, das Prof. Dr. Piëchs Vision gerecht werden konnte – die Gesetze der Mechanik und Physik schienen die Vorstellung eines Autos zu widerlegen, das in so vielen Disziplinen gleichzeitig perfekt sein konnte. Doch nach Jahren intensiver Konzept- und Entwicklungsarbeit durch die besten Ingenieure der Welt fiel die Aufgabe, das Unmögliche zu beweisen, an die letzte Reihe der Vorserien-Veyrons: die Serie 5.
Als die speziell entwickelten Reifen des Chassis 5.0 Anfang 2005 erstmals den Asphalt berührten, wurde ein Schlüsselmoment in der Geschichte Bugattis geschrieben – miterlebt von den brillanten Köpfen, die das Hypercar erschaffen hatten.
Ein Fahrzeug, ausgestattet mit zehn Kühlern, um eine optimale Kühlung zu gewährleisten; einem einzigartigen Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe (DSG) – eingeführt vom damaligen Chief Technology Officer Dr. Wolfgang Schreiber – um die rohe Kraft, die auf Knopfdruck entfesselt werden konnte, zu bändigen; und im Herzen ein 16.4-Liter-W16-Motor mit vier Turboladern, entwickelt von Gregor Gries, dem ehemaligen Leiter der Antriebsentwicklung, und dem damaligen Präsidenten Dr. Karl-Heinz Neumann – ein Antrieb, der das Fahrzeug in die Annalen der Automobilgeschichte katapultierte.
Jede dieser Technologien war das Ergebnis jahrelanger Entwicklung und hunderttausender Testkilometer, erprobt durch mehrere Generationen von Prototypen. Nun vereint in einer Schöpfung, die den Höhepunkt von Prof. Dr. Piëchs Traum markierte – bereit, die letzten entscheidenden Schritte hin zu jenem Hypercar zu gehen, das Rekorde brechen und das Regelwerk der Automobilwelt neu schreiben sollte.
„Ich erinnere mich an jedes Detail meiner ersten Fahrt mit dem Chassis 5.0 im Jahr 2005 – es war der erste Veyron, den ich auf der Straße gefahren bin. Hinter dem Steuer wurde mir klar, was die Vision von Prof. Dr. Piëch wirklich bedeutete. Das Design war noch nicht final, aber der Klang und die Kraft des W16 waren pur, roh und zutiefst bewegend. In diesem Moment wusste ich: Ein Traum kann Wirklichkeit werden.“
Christophe Piochon
Präsident von Bugatti Automobiles, damals Leiter der ProduktionsqualitätDie finale Reihe von sechs Vorserienfahrzeugen wurde einem sorgfältig geplanten Test- und Homologationsprogramm unterzogen – wieder und wieder verfeinert, bis das Unmögliche möglich wurde.
Chassis 5.0 stand dabei im Mittelpunkt des Übergangs vom Prototyp zum Serienfahrzeug. Es diente als Prüfstand, auf dem Bugattis Ingenieure die Leistung und Zuverlässigkeit entscheidender Systeme perfektionierten. Basierend auf den Erkenntnissen früherer Testfahrzeuge installierten sie beispielsweise Titanplatten hinter den Bremsscheiben – der Schlüssel zur optimalen Betriebstemperatur und maximalen Performance.
Doch die Bedeutung des Vorserienfahrzeugs ging weit über technische Tests hinaus. Es half auch, Produktionsprozesse zu optimieren: von der Werkzeugvalidierung über die Prüfung von Aluminium-, Carbon- und Lackoberflächen bis hin zur Perfektionierung von Abläufen, die zum Maßstab für Exzellenz im Fahrzeugbau werden sollten – bis hin zum Nachfolger des Veyron, dem Chiron.
Chassis 5.0 spiegelte damit den Geist der Entwicklung wider: das Feiern kleiner Unvollkommenheiten, die das Fahrzeug einzigartig machten – ein Kunstwerk, das ein entscheidendes Kapitel in der Automobilgeschichte schrieb und den Grundstein für neue Meilensteine legte.
Mit dem Übergang vom Vorserien- zum Serienfahrzeug wandelte sich auch seine Bestimmung. Nachdem es bereits seinen Platz in der Bugatti-Geschichte gesichert hatte, übernahm das Chassis 5.0 eine neue Rolle: Es präsentierte der Welt den Traum, der nun Realität geworden war – und leitete die Ära der Hypercars ein, die durch den Veyron definiert wurde.
Nach seinem Auftritt bei der Eröffnung des Ateliers in Molsheim diente es als Präsentationsfahrzeug rund um den Globus – von den ersten Testfahrten in Sizilien bis hin zu legendären Auftritten in TV-Sendungen wie der BBC-Serie Top Gear. Selbst erfahrene Rennfahrer waren fasziniert – unter ihnen Le-Mans-Veteran Pierre-Henri Raphanel, der nach diversen Fahrten mit Chassis 5.0 auf Presseevents Bugattis erster Pilote Officiel wurde.
Nach der weltweiten Tour wurde die ursprüngliche dunkle Lackierung des Fahrzeugs geändert und Chassis 5.0 verbrachte eine Zeit lang in den Händen eines anspruchsvollen Sammlers. Bei seiner Rückkehr nach Molsheim wurde das Fahrzeug in seinem heutigen Farbton Schwarz – Sterling Metallic restauriert – ein kraftvolles Symbol für die vollkommene Verbindung von Tradition, Leidenschaft und Performance, die sein Wesen prägt. Bis heute ist es eine zeitlose Ikone, die in Molsheim Bugattis Designer, Kunden und die Entstehung jeder neuen Hypercar-Generation gleichermaßen inspiriert.
„Jeder Traum beginnt mit einem Funken Inspiration. Wenn dieser Funke Realität wird, eröffnet er eine Fülle von Möglichkeiten – so auch im Fall von Chassis 5.0. Chassis 5.0 war das Ergebnis unzähliger Stunden des Träumens und des Strebens nach dem Unmöglichen – ein technisches Meisterwerk, das neu definierte, was Leistung, Eleganz und Wert bedeuten. Es prägte den Veyron 16.4, der die Automobilwelt für immer veränderte und es ist ein Privileg, seine Entwicklung begleitet zu haben. Nun, zwanzig Jahre nach seinem Launch, feiern wir nicht nur ein automobiles Meisterwerk, sondern auch die Leidenschaft, die unsere Teams und Enthusiasten weltweit mit diesem Fahrzeug verbindet.“