Über 100 Vorkriegs-Automobile auf dem Internationalen Bugatti-Meeting 2022
Molsheim
Club Bugatti France organisierte das diesjährige Internationale Bugatti-Meeting mit einer Vielzahl von außergewöhnlichen Vorkriegs-Fahrzeugen.
108 außergewöhnliche Bugatti-Automobile, jedes ein Solitär. Beim Internationalen-Bugatti-Meeting in der südfranzösischen Region Okzitanien kamen vom 12. bis 19. Juni sehr seltene Bugatti-Fahrzeuge aus der Vorkriegszeit zusammen.
Der Club Bugatti France organisierte das Treffen für zwischen 1910 und 1939 in Molsheim gebaute Fahrzeuge in Najac, einem Dorf in der Region Okzitanien. Eine Woche lang genossen Bugatti-Enthusiasten und Fachkundige den automobilen Himmel und teilten ihre Begeisterung mit den Zuschauern. Sie alle einte der Esprit Bugatti: die Leidenschaft und Bewunderung für die Marke aus Molsheim.
Jedes Jahr organisiert einer der 15 Bugatti-Clubs für Vorkriegsfahrzeuge - aus 15 Ländern in Europa, Nordamerika, Japan und Australien - das Internationale Bugatti-Meeting. Für 2022 kehrte der Club Bugatti France in seine Heimat zurück und versammelte Bugatti-Besitzer aus 18 verschiedenen Ländern, um einige der schönsten Straßen der Region zu erkunden und die Geschichte der Marke zu feiern.
Auf einer Strecke von rund 1.200 Kilometern fuhren die Teilnehmer in ihren klassischen Bugatti-Automobilen durch die Täler von Lot, Aveyron und Tarn in Südfrankreich. Die historischen Schlösser von Cénevières, du Bosc und de Mauriac öffneten ihre Tore, um diese ikonische Teilnehmer zu empfangen. Die Besitzer der Vorkriegs-Bugattis freuten sich über die Gelegenheit, die Kreationen von Ettore und Jean Bugatti so zu erleben, wie sie ursprünglich gedacht waren. Obwohl einige der Fahrzeuge mehr als 100 Jahre alt sind, bewährten sich Design und Technik nach wie vor bei der strapaziösen Tour.
Unter den 108 klassischen Automobile befanden sich zwei herausragende Kreationen der französischen Luxusmarke: der Type 35 „Grand Prix de Lyon“ von 1924 und der Type 54, einer von vier, die noch existieren.
Type 35
Der Bugatti Type 35 ist einer der erfolgreichsten Rennwagen aller Zeiten und errang zwischen 1924 und 1931 über 2.000 Siege.
Zum ersten Mal präsentierte Ettore Bugatti den Type 35 Ende Juli 1924 beim Grand Prix de Lyon in Frankreich - die Inspiration für die Sonderedition des Type 35 „Grand Prix de Lyon“. Das auf dem Internationalen Bugatti-Treffen 2022 präsentierte Fahrzeug sieht immer noch wie am ersten Tag aus und ist - mit fast 100 Jahre alt - authentisch wie die Modellen, die in jenem Jahr am Grand Prix teilnahmen und eine äußerst seltene Hommage.
Die ersten Versionen des Type 35 fuhren über 190 km/h schnell. Spätere Versionen, wie der Type 35 B, der mit einem 2,3-Liter-Achtzylindermotor und Kompressor ausgestattet war, leisten bis zu 140 PS, die Höchstgeschwindigkeit liegt bei über 215 km/h. Neben der hohen Leistung sind die Motoren vor allem für ihre Zuverlässigkeit und Ausdauer bekannt. Der Type 35 glänzt noch heute gleichermaßen auf der Straße wie auf der Rennstrecke. Ettore Bugatti Ziel vor rund 90 Jahren: Piloten fahren mit dem Type 35 zur Rennstrecke, gewinnen und können dann auf eigener Achse entspannt wieder nach Hause fahren.
Mit diesem Modell führte Ettore Bugatti die Revolution in Richtung Leichtbau an. Der geniale Erfinder erkannte früh, dass schwere Fahrzeuge keine Siege erlangen können. Bugatti entwickelte als erster Automobilhersteller spezielle Leichtlaufräder, um die ungefederten Massen zu reduzieren und damit das Fahrverhalten deutlich zu verbessern. Für den Type 35 entwickelte Bugatti eine neue hohle, geschmiedete Vorderachse mit abgedichteten Enden. Mit einem Gewicht von rund zehn Kilogramm war die Achse sehr leicht und dennoch stabil.
Die ungefederten Massen des Type 35 sanken so weiter und der Rennwagen konnte mit einem Gewicht von nur 750 Kilogramm mit höherer Geschwindigkeit um die Kurven fahren. Bugatti konstruierte alle Modelle als reine Rennfahrzeuge, montierte aber auf Kundenwunsch auch Kotflügel und Beleuchtung, um sie straßentauglich zu machen.
Type 54
Den Type 54 von 1931 plante Bugatti als Nachfolger des Type 35 - es entstanden jedoch lediglich neun Fahrzeuge, von denen heute nur noch vier existieren. Der beim Internationalen Bugatti-Meeting 2022 gezeigte Type 54 ist das einzige das heuzutage sowohl auf Racetracks fährt als auch auf Straßen. Der Type 54 wurde von 1931 bis 1934 mit einem 5-Liter-Achtzylinder-Motor gebaut und verfügt über eine für die damalige Zeit außergewöhnliche Leistung von 300 PS - eine Antwort auf die harte Konkurrenz auf der Rennstrecke. Mit einem speziell für diese hohe Leistung entwickelten Getriebe, das von den üblichen vier auf drei Gänge reduziert wurde, konnte der Type 54 im dritten Gang etwa 250 km/h erreichen - eine kolossale Geschwindigkeit für die damalige Zeit.
Die legendären Bugatti-Rennfahrer Louis Chiron und Achille Varzi stellten die allerersten Type 54 beim Großen Preis von Italien in Monza 1931 vor und demonstrierten die enorme Geschwindigkeit des neuen Rennwagens, bevor geplatzte Reifen einen Sieg verhinderten. Varzi schaffte es dennoch, sich einen dritten Platz auf dem Podium zu sichern.