Bugatti EB110 vs. Chiron – Super- und Hypersportwagen im Vergleich
Molsheim
Vier Turbolader, Allradantrieb und ein Carbon-Monocoque. Begriffe, aus denen Supersportwagen-Träume entstehen. Doch nicht nur das. Es sind Eckdaten außergewöhnlicher Fahrzeuge von Bugatti – dem EB110 und dem Chiron¹.
Mit dem EB110 gelang Bugatti 1991 ein Supersportwagen der Superlative. Entwickelt und erschaffen vom Bugatti-Enthusiasten Romano Artioli. Der EB110 fährt in einer neuen Liga, ist eine epochale Entwicklung und der Konkurrenz um Dekaden voraus. Der Supersportwagen entsteht ohne Vorgänger auf einem weißen Blatt Papier. Alles ist neu, wie der 3,5-Liter-V12-Motor mit vier Turboladern. Fünf Ventile pro Zylinder sorgen für einen schnellen Gaswechsel. Dazu kommt erstmals bei einem Supersportwagen ein Allradantrieb zum Einsatz, der eine Leistung von 560 PS bis 611 PS permanent auf die Straße bringen kann. Von 0 auf 100 km/h schafft es der EB110 in nur 3,3 Sekunden, die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 351 km/h. Weltrekord für ein Serienauto – und ein Geschwindigkeitsbereich, den heute immer noch nur sehr wenige Fahrzeuge erreichen.
Bis 1995 entsteht der Supersportwagen in Handarbeit, im italienischen Campogalliano, nicht in Frankreich. Aus praktischen Gründen: In der Nähe sitzen andere Supersportwagenmarken wie DeTomaso, Ferrari, Maserati und Lamborghini – und damit qualifiziertes Personal für das Unternehmen. Doch das ambitionierte Projekt scheitert unter anderem an der sich verschlechternden Wirtschaftslage. „Mit dem EB110 reiht sich ein wahrer Supersportwagen in die nicht arme Ahnenreihe von außergewöhnlichen Fahrzeugen der Bugatti-Geschichte, eine epochale Entwicklung“, sagt Stephan Winkelmann, Präsident von Bugatti. Mit nur 128 gebauten Serienfahrzeugen und einem Preis von mindestens 450 Millionen Lira, bzw. 550 Millionen Lira bleiben der EB110 GT und der EB110 SS einem sehr exklusiven Kundenkreis vorbehalten.
Veyron wird erster Hypersportwagen
Erst 20 Jahre später, ab 2005, stellt Bugatti mit dem Veyron ein neues Fahrzeug vor, wieder eine Ansammlung von Superlativen. Aus einem Supersportwagen wird ein Hypersportwagen. Angesichts der über 1.000 PS, die der 8,0-Liter-W16-Motor leistet, durchaus angebracht. Wie beim EB110 setzt sich die Bugatti-Philosophie beim Veyron fort, heißt: Allrad, vier Turbolader und Carbon-Monocoque. Dazu kommen ausgewählte Materialien und eine hochwertige Verarbeitung, die ihresgleichen sucht.
Alle Fahrzeuge entstehen wie zuvor in Handarbeit, ab jetzt jedoch im französischen Molsheim. Dort, wo Ettore Bugatti vor 110 Jahren sein Unternehmen gründete. „Der Veyron katapultierte Bugatti Anfang der 2000er-Jahre in eine neue Dimension. Als erster Luxus-Hypersportwagen haben wir damals Maßstäbe gesetzt. Das macht uns heute noch stolz“, sagt Stephan Winkelmann. Der Veyron bricht wie schon der EB110 mehrere Beschleunigungs- und Geschwindigkeitsrekorde und definierte neu, was Spitzen-Automobilbau möglich macht: außergewöhnliche Fahrleistung, hohe Ingenieurskunst und eine bis dahin nicht gekannte Qualität im Fahrzeugbau. Mit über 400 km/h ist er der schnellste Seriensportwagen. Bis 2015 baut Bugatti den Veyron.
Seit 2016 entsteht der Chiron
Seit 2016 stellen Bugatti-Mitarbeiter in Molsheim den Hypersportwagen Chiron her, wieder ein außergewöhnliches Fahrzeug und nahezu unvergleichbar mit anderen Automobilen. Und doch tauchen einige Parallelen zu EB110 und Veyron auf: Wie bei den Vorgängern setzt der Chiron auf Allradantrieb, vier Turbolader und ein Monocoque aus Carbon. Dazu kommen eine exzellente Verarbeitung und Fahrleistungen, die kaum zu toppen sind. Der ikonenhafte 8,0-Liter-W16-Motor leistet mindestens 1.103 kW/1.500 PS und 1.600 Newtonmeter Drehmoment. Das sorgt wieder für atemberaubende Fahrleistungen. Von 0 bis 100 km/h vergehen nur 2,4 Sekunden, bis 200 km/h nur 6,1 Sekunden und die 300-km/h-Marke erreicht der Chiron in 13,1 Sekunden. Die Höchstgeschwindigkeit wird beim Serienfahrzeug erst ab 420 km/h abgeregelt. Dazu bietet der Chiron ein sehr ausgewogenes und sehr sicheres Fahrverhalten. Veyron und Chiron sind zwar beides Hypersportwagen, aber dennoch völlig unterschiedliche Fahrzeuge. Aerodynamik, Fahrwerk, Motor, Lenkung und Allradantrieb arbeiten beim Chiron noch feiner, direkter und präziser mit einer noch besseren Rückmeldung als beim Veyron – zum EB110 sind die Unterschiede gigantisch groß. „Der Chiron verbindet heute ultimative Performance mit exklusivem Design, höchster Materialanmutung und Qualität sowie Komfort. In dieser Kombination ist er wahrlich einzigartig auf der Welt, der ultimative Luxus-Hypersportwagen“, sagt Stephan Winkelmann.
Was die drei Fahrzeuge heute vereint: Sie sind sehr selten. Während erst Anfang Juli der 200. von insgesamt 500 Chiron fertig gestellt wurde, produzierte Bugatti vom EB110 nur 128 Fahrzeuge, beim Veyron waren es über die verschiedenen Modelle hinweg insgesamt 450 Stück. Fahrzeuge, die heute gesucht sind und im Wert steigen.
Außerdem stellen alle drei Modellnamen einen direkten Bezug zu Bugatti her. Während der EB110 ein Akronym für den 110. Geburtstag von Ettore Bugatti ist, geht der Name des Veyron auf den französischen Rennfahrer und Le-Mans-Gewinner Pierre Veyron zurück, der zwischen 1933 und 1953 aktiv war und für Bugatti unter anderem als Testfahrer und Entwicklungsingenieur arbeitete. Der Chiron wurde nach dem monegassischen Rennfahrer Louis Chiron benannt, der mit und für Bugatti zwischen 1926 und 1933 Rennen fuhr.
Doch Bugatti blickt nicht nur in die Vergangenheit, sondern vor allem in die Zukunft. Die Entwicklung neuer Projekte schreitet voran. Mit dem Chiron und dem Divo entstehen in der Manufaktur in Molsheim derzeit die exklusivsten, stärksten, schnellsten und außergewöhnlichsten Fahrzeuge der Welt. Ganz im Sinne Ettore Bugattis, der einst sagt: „Wenn es vergleichbar ist, ist es kein Bugatti.“ Jedes für sich ein Solitär. Einzigartig und nicht vergleichbar. Höchstens untereinander.