Chiron Super Sport 300+ und Chiron Pur Sport – Bugattis breites Spektrum der Performance
Molsheim
Mit dem Chiron Pur Sport und Chiron Super Sport 300+ bietet Bugatti zwei extreme Hypersportwagen. Erstmals treffen die beiden außergewöhnlichen Fahrzeuge im Nardò Technical Center bei Entwicklungsfahrten aufeinander.
12,6 Kilometer lang. Kreisrund angeordnet, 4 Kilometer im Durchmesser. Der Außenrand neigt sich um mehr als zwölf Grad zur Mitte – optimal für Topspeed. Die Kreisbahn des Nardò Testgeländes im italienischen Apulien gilt als schnellster Automobilrundkurs der Welt – und ist damit das ideale Testgelände für die beiden Hypersportwagen Bugatti Chiron Pur Sport¹ und Chiron Super Sport 300+². Über 400 km/h sind hier theoretisch möglich, bis 240 km/h benötigen die Testfahrer keinen Lenkeinschlag. Die Zentrifugalkraft wird durch das flache parabolische Profil kompensiert, wodurch ein Fahrgefühl wie auf einer geraden Strecke entsteht.
Im Innenfeld des Hochgeschwindigkeitskreises liegt ein 6,2 Kilometer langer Handlingskurs – prädestiniert für Dynamik- und Fahrwerks-Abstimmungen. Auf über 700 Hektar Fläche stehen 70 Kilometer Piste zum ausgiebigen Testen zur Verfügung. Erstmals treffen die beiden Extreme des Spektrums der Bugatti-Performance auf einem Testgelände aufeinander.
„Das Prüfgelände in Nardò mit dem Hochgeschwindigkeitskreis und dem Handlingskurs ist ideal für uns. Hier können wir den Chiron Pur Sport und den Chiron Super Sport 300+ bei verschiedenen Geschwindigkeiten ausgiebig weiterentwickeln – und das bei hohen Außen-temperaturen“, Stefan Ellrott, Entwicklungs-Chef bei Bugatti. „Unsere Hypersportwagen müssen nicht nur bei moderaten Geschwindigkeiten und Temperaturen einwandfrei funktionieren, sondern auch bei Geschwindigkeiten jenseits der 300 km/h wie auch bei Kälte und Hitze.“
Über 20.000 Testkilometer
Bugatti betreibt dafür einen hohen Aufwand: 37 Mitarbeiter aus mehreren Fachabteilungen entwickeln vier Wochen lang an acht Bugatti-Fahrzeugen in Italien, von morgens bis abends. Insgesamt spulen vier Vorserienfahrzeuge des Chiron Super Sport 300+ und vier des Chiron Pur Sport insgesamt mehr als 20.000 Kilometer ab. Runde um Runde nehmen die Ingenieure mit ihren Computern Daten auf, verändern teilweise nur Kleinigkeiten, um das Ergebnis auf der nächsten Runde zu überprüfen. Allein für die Abstimmung der Motorsteuerung fallen neun Gigabyte Daten an, die nach den Tests ausgewertet werden. Eine Arbeit, die von allen Mitarbeitern hohe Konzentration verlangt. „Das Zeitfenster ist knapp, daher nutzen wir jede Minute, um auf der Strecke unsere Fahrversuche durchführen zu können“, erklärt Christian Mohr, Testingenieur im Motorversuch bei Bugatti.
Neben dem Pur Sport läuft auch die Entwicklungsphase des Chiron Super Sport 300+, dem neuen Längsdynamiker der Chiron³-Familie, auf Hochtouren. Abgeleitet vom Rekordfahrzeug, das im Sommer 2019 mit 304,773 mph (490,484 km/h) als erstes Serienauto schneller als 300 Meilen die Stunde fuhr, entwickeln die Ingenieure eine sehr schnelle und auf nur 30 Fahrzeuge limitierte Sonderedition. Bugatti regelt die Höchstgeschwindigkeit erst bei 440 km/h elektronisch ab.
Optisch unterscheidet sich der schnellste jemals gebaute Serien-Bugatti vom Chiron und Chiron Pur Sport unter anderem durch eine verlängerte und aerodynamisch optimierte Karosserie, die für Hochgeschwindigkeitsfahrten ausgelegt ist. Das verlängerte Heck, das sogenannte Longtail, lässt die Laminarströmung länger am Auto anliegen und bietet ein deutlich verkleinertes Abrissgebiet. Air Curtains seitlich neben den Lufteinlässen führen die Luft von der Front nach hinten, um sie an der Seite des Fahrzeugs anzulegen. Neun Abluftlöcher auf jedem Kotflügel verhindern, dass sich wegen der Rotation der Räder Luftdruck in den Radhäusern aufbauen kann. Aufgrund der geänderten Karosserie reagiert das Fahrzeug bei hohen Geschwindigkeiten anders als bisherige Chiron-Modelle.
Chiron Super Sport 300+ stärkster gebauter Bugatti
Mit einer Leistung von 1.176 kW/1.600 PS übertrifft der Chiron Super Sport 300+ den Chiron um 100 PS und ist damit der stärkste jemals gebaute Bugatti. Für den Leistungsschub entwickeln die Ingenieure in Nardò ein neues Thermomanagement für Motor und Getriebe, überprüfen die Temperaturen an der Karosserie und erproben das thermische Verhalten aller Bauteile. „Dazu kommen neue Klimakomponenten und neue Teile des Getriebes sowie die Softwareentwicklungen und Abstimmungen für Motor, Getriebe, Antrieb und Turbolader“, erklärt Christian Mohr. Jede Veränderung muss mit den anderen Bauteilen harmonieren und daher getestet werden. Aus Sicherheitsgründen fahren die Testingenieure daher „lediglich“ 300 km/h. „In diesem Entwicklungsstadium tasten wir uns langsam an die höhere Geschwindigkeit heran, um auf jede Feinheit bei jeder Geschwindigkeit reagieren zu können und die Komponente exakt abzustimmen“, erklärt Christian Mohr. Die ersten Fahrzeuge werden gegen Ende 2021 zum Stückpreis von 3,5 Millionen Euro netto an Kunden ausgeliefert.
Chiron Pur Sport kurz vor Serienreife
Beim fast serienreifen Chiron Pur Sport prüfen die Ingenieure die Software der Motorsteuerung, das Thermomanagement, die Aufladung und die Funktionen des Getriebes. In Nardò erhält der Querdynamiker außerdem den letzten Feinschliff für Fahrwerk und die Bremsanlage. Neben den Fahrten auf dem Hochgeschwindigkeitskurs zählen dazu auch schnelle Runden auf dem Handlingskurs. „Den Chiron Pur Sport haben wir konsequent auf Agilität ausgelegt, so dass er außergewöhnlich schnell und präzise durch Kurven fährt“, erklärt Jachin Schwalbe, Leiter Fahrwerksentwicklung. „Auf dem Handlingskurs bietet das kompromisslos sportlich abgestimmte Fahrwerk eine unglaubliche Bodenhaftung. Dazu kommen aufgrund eines kürzer übersetzten Getriebes sensationelle Beschleunigungswerte und ein äußerst präzises Handling.“ Ein Hypersportwagen für Kunden, die es reizt, Kurven im querdynamischen Grenzbereich zu erleben. In Bälde beginnt Bugatti mit der Produktion des auf 60 Fahrzeuge limitierten, 3 Millionen Euro (netto) teuren Chiron Pur Sport.
Die beiden Modelle sind einzigartig und fahren sich völlig unterschiedlich. „Der Chiron Pur Sport mit seinem kürzer ausgelegten Getriebe und dem großen Heckflügel fühlt sich auf dem engen Handlingskurs sehr wohl. Beim Chiron Super Sport 300+ liegt der Fokus auf Topspeed, wo er extrem ruhig und präzise seine Bahn zieht. Alleine durch das verlängerte Heck fährt sich Chiron Super Sport 300+ ganz anders“, erklärt Christian Mohr. Es sind eben zwei Extreme im breiten Spektrum der Bugatti-Performance.