Bugatti Design – Eine Legende zwischen Ei und Hufeisen
Molsheim
Was der ikonenhafte Kühlergrill der Hypersportwagenmarke mit einem Ei zu tun hat
Hufeisen oder Ei? Es gibt nicht viele Themen über den französischen Hypersportwagen-Hersteller Bugatti, die so oft diskutiert werden wie die Frage nach der Form des heute ikonenhaften Kühlergrills. Nahm Firmengründer Ettore Bugatti ein Hufeisen als Vorlage oder eine andere Form? Passend zu Ostern erklärt Bugatti den wahren Hintergrund der bekannten Form.
Fakt ist: Firmengründer Ettore Bugatti war schon als junger Mann ein Pferdeliebhaber, Züchter und Sammler von Kutschen. Er entwarf eigenes Pferdegeschirr, hatte ausgesprochen schöne Pferde, darunter die größten Vollblüter seiner Zeit. Hoch zu Ross ritt er Anfang des vergangenen Jahrhunderts über das Werksgelände im elsässischen Molsheim, empfing manchmal sogar Kunden auf dem Pferd. Die Tore zu Werkshallen konzipierte er so, dass er auf dem Pferd sitzend durch die Halle reiten konnte. Damit nicht genug: Um nicht beim Öffnen der Tore absteigen zu müssen, entwickelte er große Türöffner, die die Pferde mit ihrem Maul aufstoßen konnten. Dazu gehörten spezielle Schließmechanismen und große, stets blank polierte Schlossplatten aus Messing. Zu Recht wird behauptet, dass Ettore Bugatti viel für Pferde übrig hatte – als Vierbeiner, aber auch unter der Haube seiner Luxusfahrzeuge.
Am Anfang war das Ei
Und doch geht die Form des Kühlers nicht auf ein Hufeisen zurück. „Kunst, Ästhetik und Materialauswahl, dazu Design und Leistung waren, und sind es noch heute, Antrieb für Fahrzeuge von Bugatti“, sagt Achim Anscheidt, Chefdesigner bei Bugatti. Dazu kam die künstlerische Prägung Ettore Bugattis. Sein Vater Carlo Bugatti gestaltete und baute unter anderem Möbelstücke im orientalischen Stil. Ettores Bruder Rembrandt schuf Tierskulpturen, wie den tanzenden Elefanten, der auch als Kühlerfigur des Bugatti Type 41 Royale dient.
Carlo Bugatti liebte fließende Formen, Ellipsen, Kurven, Kreise und Rundungen – und die Form des Ovals (lateinisch ovum Ei'). In seinen Möbelstücken wie Stühle, Tische, aber auch Pokalen sowie Raumdekorationen findet sich diese Form häufig wieder, vor allem verschiedene Formen der Ellipse. Für Carlo Bugatti war das Oval die perfekte geometrische Form, allen anderen überlegen. Sein Sohn Ettore, der im regen Austausch mit seinem Vater stand, ließ sich von seinem Vater inspirieren und übersetzte einige Ideen in seinen Fahrzeugen. Der eiförmige Kühler war eine davon.
Ab 1910 hatten Kunden die Wahl zwischen einem eckigen und ovalen Kühler, ab 1912 verwendete Bugatti beim Type 13 (bis 1914) ausschließlich die ovale Form. Nach dem Ersten Weltkrieg modifizierte Bugatti den Type 13 weiter, setzte auf neue Materialien und einen geänderten Kühler. Dieser verzichtet auf Ecken und Kanten und glich nun erstmals einem glatten Ei. Diese Form behielt Bugatti mehrere Jahre und Modelle lang bei, wie bei Type 22, Type 23, Type 28 und Type 30. Erst beim legendären Type 35 Rennwagen ab 1924 und seinen verschiedenen Varianten verzichtete Bugatti auf die vollständige ovale Form des Kühlers. Stattdessen konzipierte er aus aerodynamischen Gründen und einer besseren Positionierung der Vorderachse den Kühler unten flach. Durch diesen harten Schnitt gleicht der Kühler einem Hufeisen. Dennoch sah zu Beginn der französischen Marke jeder Kühler anders aus. So war der Kühler des Type 35 A kleiner als der des Type 35 B. Ab 1928 erhielten alle Varianten den breiteren Kühler und die Form entwickelte sich leicht weiter.
Anfangs waren die Kühler sehr schmal, mit der Zeit wurden sie immer breiter. Zum einen, um die immer leistungsfähigeren Motoren zu kühlen, zum anderen, um eine sportlichere Optik zu erzielen. „Dadurch wurde der Kühler zum prominenten Designelement und zum unverkennbaren Markenzeichen Bugattis“, sagt Achim Anscheidt.
Ettore Bugatti unterstrich mit der prägnanten Front seinen Anspruch, keine Fahrzeuge im herkömmlichen Sinne herzustellen, sondern reine Vollblüter, pur sang. Die Modelle wurden zu einem Gesamtkunstwerk, das den Geist Bugattis in Design und Technik widerspiegelt. Zu den starken Motoren passte die dominante Front nun perfekt.
Noch heute lässt sich ein Bugatti Hypersportwagen nur mit Hilfe des Kühlergrills identifizieren. Das Design wirkt bei den aktuellen Fahrzeugen wie Chiron¹, Chiron Sport² und Divo³ elegant und sportlich zugleich. „Ein Bugatti lässt sich anhand der ikonenhaften Front mit dem einzigartigen Kühlerdesign schon von Weitem als solcher identifizieren. Das trägt zur Markenbildung stark bei“, sagt Achim Anscheidt. Nicht nur zu Ostern, sondern auch zu allen anderen Ereignissen.